Vorschule 3-5J
Mobbing im Kindergarten: So helft ihr eurem Kind wirklich
29.09.2024
TeeFee
„Mobbing? Im Kindergarten? So früh schon?“ – Viele Eltern reagieren überrascht, wenn sie das erste Mal davon hören. Aber ja: Auch im Kindergarten kann es zu Ausgrenzung, Hänseleien oder sogar handfesten Drohungen kommen. Es beginnt oft schleichend – in der Spielecke, beim Malen oder auf dem Klettergerüst. Was wie ein harmloses Gerangel aussieht, kann sich rasch zu einem ernsthaften sozialen Problem entwickeln.
Ich erinnere mich noch gut an die „Bande“, die sich in unserer Kita gebildet hatte. Einige der älteren Kinder fühlten sich besonders stark – und das bekamen vor allem die Jüngeren zu spüren. Zum Glück griffen unsere Erzieherinnen schnell ein. Aber das Thema ließ mich nicht mehr los: Wie erkennt man Mobbing im Kindergarten? Was können Eltern tun? Und wie lässt sich das eigene Kind stärken?
Was ist Mobbing im Kindergarten eigentlich?
Mobbing bedeutet: Ein Kind wird systematisch und über längere Zeit hinweg von anderen ausgegrenzt, geärgert oder unter Druck gesetzt. Dabei geht es nicht um gelegentliche Streitigkeiten oder kleine Konflikte – die sind im sozialen Lernen sogar wichtig. Sondern um gezielte Machtausübung, die das betroffene Kind psychisch oder körperlich verletzt.

Auch Kinder unter sechs Jahren sind dazu in der Lage – meist unbewusst, aber mit spürbaren Folgen. Wichtig ist: Es gibt kein typisches Opferprofil. Jedes Kind kann betroffen sein. Umso wichtiger ist es, dass wir als Eltern, Erzieher:innen und Bezugspersonen genau hinschauen.
Warnsignale: Woran ihr Mobbing erkennt
Mobbing passiert selten offen. Viele Kinder schweigen aus Angst oder Scham. Achtet daher sensibel auf Veränderungen im Verhalten eures Kindes. Typische Anzeichen können sein:
- Euer Kind will plötzlich nicht mehr in die Kita oder reagiert mit Tränen oder Trotz.
- Es klagt regelmäßig über Bauchweh oder Kopfschmerzen – besonders morgens.
- Es zieht sich zurück, wirkt traurig, ängstlich oder unkonzentriert.
- Es spricht abwertend über sich selbst („Ich bin doof“, „Mich mag keiner“).
- Es schläft schlechter, ist appetitlos oder zeigt körperliche Symptome wie Kratzer oder blaue Flecken.
- Es spielt lieber allein und vermeidet den Kontakt zu anderen Kindern.
Sprecht darüber – ohne zu dramatisieren
Nicht jedes Weinen bedeutet gleich Mobbing. Aber jedes Kind, das von anderen ausgeschlossen oder regelmäßig schlecht behandelt wird, braucht Unterstützung. Hört genau zu, ohne zu bewerten. Versucht, das Kind nicht mit Fragen zu überfordern, sondern gebt ihm Raum: „Erzähl mir, wie dein Tag heute war.“ oder „Gab es etwas, das dir nicht gefallen hat?“ Oft hilft auch ein gemeinsames Rollenspiel mit Puppen oder Figuren, um herauszufinden, was wirklich passiert ist.
Grenzen setzen – mit Klarheit und Konsequenz
Wenn sich Mobbing zeigt, muss gehandelt werden. Sprecht das Verhalten offen in der Kita an. Wichtig ist, dass das betroffene Kind erlebt: Ich werde ernst genommen. Und auch: Es gibt Erwachsene, die für Ordnung sorgen.
Kinder, die mobben, müssen spüren, dass ihr Verhalten Konsequenzen hat. Es geht nicht um Strafe, sondern um soziale Regeln und Verantwortungsbewusstsein. Eine gute Einrichtung hat dafür pädagogische Mittel: z. B. Gesprächskreise, Bilderregeln („Wir lachen niemanden aus“) oder konkrete Verhaltensübungen im Gruppenalltag.
Kinder stärken: Selbstwert & Resilienz fördern
Kinder, die sich selbst als wertvoll und geliebt erleben, lassen sich seltener kleinkriegen. Das bedeutet: Lob, Zuwendung und echtes Zuhören im Alltag sind die beste Prävention. Sätze wie:
- „Ich sehe, dass du dich bemüht hast.“
- „Deine Meinung ist wichtig.“
- „Es ist okay, wenn du traurig bist.“
… helfen, ein starkes Selbstbild zu entwickeln. Auch gemeinsame Erlebnisse wie Sport, Musik oder kreative Projekte fördern den Teamgeist – und stärken Kinder im Miteinander.
Video-Tipp der Tagesschau:
👉 Mobbing – Der alltägliche Terror (ARD Mediathek)
Ein eindrucksvoller Beitrag über Ursachen, Dynamiken und was Kinder wirklich brauchen.
Gemeinsam gegen Mobbing – von Anfang an
Mobbing im Kindergarten ist keine Bagatelle. Es ist unsere Aufgabe, genau hinzusehen, zuzuhören und zu handeln – ohne Schuldzuweisungen, aber mit Verantwortung. Kinder, die lernen, sich mitzuteilen und gehört zu werden, wachsen stärker auf. Und Kinder, die früh erfahren, wie wertvoll echtes Miteinander ist, werden später selbst zu wertvollen Wegbegleitern.
Was sind eure Erfahrungen?
Habt ihr Mobbing in der Kita schon erlebt – als Eltern, Erzieher:in oder vielleicht sogar früher selbst? Wie habt ihr darauf reagiert? Welche Tipps habt ihr für andere? Schreibt uns in die Kommentare – wir freuen uns über eure Gedanken.